My Corona - Beobachtungen aus einer verrückt gewordenen Welt

Es ist Anfang April 2020. Die Welt wie wir sie bis vor ein paar Wochen kannten, steht still. Das haben wir einem scheiß Virus zu verdanken, der sich auch noch erdreistet, sich nach einer Biersorte zu benennen. Dabei ist Bier doch eigentlich etwas Wunderbares. Corona ist es nicht. Also dieser Dreckskerl, der sich Corona nennt. Ich meine Covid-19.

Ich lebe in Bayern, einem der deutschen Länder mit den härtesten Beschränkungen des alltäglichen Lebens. Ich habe da Glück. Zum einen habe ich einen Hund, mit dem ich Gassi gehen darf. Zum anderen habe ich schon vor Corona gelegentlich Sport getrieben – auch wenn man mir das kaum ansieht. Ich verfüge also über die nötige Ausrüstung, um meinen Besuch an der frischen Luft mit Sportklamotten einen legalen Anstrich zu geben. Andere tun sich da schon schwerer. Nicht nur ein in die Jahre gekommener Mann ist mir in den letzten Tagen begegnet, der heftig keuchend durch die Gegend joggte. In Jogginghosen, denen man ansieht, dass sie üblicherweise eigentlich nur auf dem Sofa Verwendung finden. Doch war tut man nicht alles, um an die frische Luft zu kommen. Die man vorher - als man exzessives „Couch-Potatoeing“ betrieben hat und auch bei Sonnenschein seinen Netflix-Serien frönte – gar nicht vermisste, geschweige denn aufsuchte. Nun ja, jetzt treibt man Sport um raus zu kommen. Allein versteht sich. Oder mit seinen Haushaltsgenossen (auch wenn das kommunistisch klingt).

Vernünftige Menschen bleiben aber zu Hause. Um sich nicht zu infizieren, oder andere vor Infizierung zu schützen. Das legen uns die Politiker ans Herz.

Allerdings scheint es Menschen zu geben, denen das Virus nichts anhaben kann. Ob das genetisch bedingt ist, vermag ich nicht zu sagen. Doch bei meinen legalen Spaziergängen mit dem Hund oder beim Sport konnte ich sie beobachten. Besonders vier Gruppen sind mir da ins Auge gefallen:

Gruppe 1 stellen die homophoben Wasserpfeifenraucher mit den gezupften Augenbrauen dar, die süßlichen Tee aus Puppentassen trinken. Meist treffen sie sich mit ihren hochgezüchteten, verspoilerten BMW- oder Mercedes-Coupes, steigen betont lässig aus ihren Karossen um sich dann grüppchenweise zu umarmen und auf die Wange zu küssen. So – so denken sie offenbar – benehmen sich nun einmal Alphamännchen. Und dafür halten sie sich. Meist zu Unrecht.

Gruppe 2 ist teils deckungsgleich mit Gruppe 1, allerdings in der Regel mit frisierten japanischen Kleinwagen ausgestattet. Dafür fast immer mit schwarzen Cargo-Hosen. Ja, ich spreche von Security-Mitarbeitern. Vorzugsweise am Krankenhaus eingesetzt. Auch hier wird der Schichtwechsel mit einem großen Gruppenkuscheln eingeleitet.

Gruppe 3 bestehet eigentlich aus Menschen, welche gemeinhin als Risikogruppe gehandelt werden. Ich meine die Rollator-Gang. Ich vermute einmal, dass sie zunächst einzeln aus ihren Heimen / Wohnungen türmen. Schnell findet jedoch die Rudelbildung statt.

Und dann wäre da noch die Gruppe 4: Verschwörungstheoretiker, Aluhutträger und Fliesentischbesitzer die das ganze Corona-Gedöns als wahlweise gelogen, übertrieben oder als Vorwand ansehen, um die Menschheit in George Orwells 1984 nach Ozeanien, Eurasien oder Ostasien zu schicken. Dieser Menschenschlag schreit sich häufig durch soziale Medien und verstößt in Akten zivilen Ungehorsams gegen Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote.

Gut, ich gebe zu, auch ich fühle gelegentlich auf meinem Kopf den Aluhut wachsen. Ist dieser Drecks-Virus tatsächlich deshalb in der Welt, weil irgendwo in China ein paar Gourmets unbedingt Fledermäuse essen müssen? Schon komisch, dass dann plötzlich innerhalb weniger Tage ein 10.000-Betten-Krankenhaus eröffnet werden kann. Ja klar, ich habe ja auch immer in paar tausend Betten und eine nette Sammlung an Beatmungsmaschinen im Keller herumstehen. So ganz ohne Anlass. Man weiß ja nie … . Oder – ist da vielleicht doch in einem Labor was schief gegangen? Wir werden es vermutlich nie erfahren. Oh verflixt, so ein Aluhut ist doch recht unbequem.

Wie auch immer. Anfangs habe auch ich das Ganze für nicht so schlimm gehalten. Eine Grippewelle halt. Fast wie jede andere auch. Richtig Angst bekommen habe ich allerdings, als unser Bundesgesundheitsminister meinte, wir – also er – hätte alles im Griff. Aber den haben sie ja inzwischen kaltgestellt. Ein paar Überwachungsstaatsphantasien darf er noch haben. Handy-Apps zur Überwachung des Bürgers vorschlagen. Das lassen sie ihn tun. Weil sie wissen, dass den ohnehin niemand für voll nimmt.

Spannend ist aber, was dieser Corona-Wahnsinn mit den Menschen macht. Gut, viele jubilieren. Männer, die um den Besuch der Schwiegermütter herumkommen. Hebammen, die in 9 Monaten gefüllte Bäuche und Auftragsbücher erwarten, Scheidungsanwälte, die sich ähnliches erhoffen.

Doch was ist mit Max Mustermann? Was mit dem sozialen Miteinander? Klar, wir brüllen alle herum: Wir müssen zusammenstehen. Der Radiosender Bayern 3 hat ein Lied mit dem Titel „Wir zusammen“ herausgebracht, der eindrucksvoll zeigt, dass Corona den Geschmackssinn zerstört.

Doch was passiert wirklich? Meschen gehen sich aus dem Weg. Gut, das wird ja angeregt. Doch komisch fühlt sich das schon an, wenn man beim Spazierengehen mit bösen Blicken bedacht wird, weil man entgegenkommt. Verhärmte, misstrauische Gesichter hinter Atemmasken von Trigema. Ein kleiner Witz an der Supermarktkasse, der sonst immer dankbar angenommen wird, wird nun mit Kopfschütteln bedacht. Wie kann man nur in dieser Situation einen Witz machen? Bei der Übergabe eines Pakets fehlen nur noch Trenchcoat mit hochgeschlagenem Kragen und Nebelschwaden – schon hat man ihn, den Agentenaustausch im kalten Krieg. Die Kassenkräfte in Supermärkten sitzen in verglasten Kästen. Beunruhigende Erinnerungen an Dr. Hannibal Lecter aus „Schweigen der Lämmer“ erscheinen vor meinem inneren Auge.

Und plötzlich lebt eine Spezies wieder auf, von deren erfolgreicher Ausrottung wir eigentlich ausgegangen waren: Der Blockwart. Denunziantentum wohin man nur blickt. Elese Kling lehnt sich aus ihrem Fenster und ruft sofort die Polizei, wenn der Nachbar vermeintlich unberechtigt das Haus verlässt. Verhängte Bußgelder werden hämisch beklatscht. Ich hoffe nur, dass diese Spezies Mensch schnell wieder verschwindet.

Aber auch neues Heldentum wurde geboren. Menschen, die wir sonst mit dem Arsch nicht anschauen, werden euphorisch beklatscht, bevor man ihnen im Supermarkt die letzte Rolle Klopapier vor de Nase wegschnappt. Verkaufspersonal, Pflegekräfte, Sanitäter, Reinigungskräfte. Schlecht bezahlt und nun systemrelevant. Vielleicht wären nette Worte, Wertschätzung und angemessene Bezahlung – auch nach der Krise – besser als bescheuertes Klatschen.

Aber auch neue Einsichten tun sich auf:

Wertvolle Einsichten wie die Tatsache, dass gar nicht immer die Lehrer schuld sind, an Arschlochkindern. Oh ja, die gibt es. Und die Eltern dieser Kinder bekommen die geballte Härte ihrer Brut jetzt voll zu spüren. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Meist sind Kinder ja nette Lebewesen. Aber es gibt sich halt, diese Arschlochkinder. Oft verzogen durch Hipster-Helikoptereltern. Wie auch immer: Eltern wünschen sich die Schule zurück – und inzwischen sogar manch ein Kind. Böse Zungen behaupten sogar, dass Eltern schneller ein Heilmittel entwickeln werden, als die Wissenschaft.

Oder Politiker. Auch hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Viele Fernsehgesichter aus der Zeit vor Corona sehen wir jetzt nicht mehr. Verschwunden sind faktisch ganz die Grünen. Kein Wunder, denn etwas anderes als Verbote und Steuererhöhungen fällt denen nicht ein. Zu verbieten gibt es im Moment nichts mehr. Und die Zeit für Steuerhöhungen ist jetzt auch nicht gerade.

Und nein, Politiker zeigen uns jetzt, dass der Staat uns nicht nur ausblutet. Jetzt unterstützt er uns finanziell. Natürlich viel zu wenig. Und versteuern muss man das Ganze dann später auch noch. Aber immerhin. Der Staat gibt uns Geld. Doch … Moment mal. Das ist doch unser Geld, das wir mit unseren Steuern bezahlt haben. Und überhaupt, welcher Politiker verzichtet eigentlich gerade auf seine „Diäten“?

Ich glaube, ich gehe jetzt zurück in meine Quarantäne. Und setze meinen Aluhut auf.

Bleiben Sie gesund! Und das bitte nicht nur körperlich.

Herzlichts

Ihr Max Cooper

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Lönne (Samstag, 04 April 2020 13:57)

    Wie aus dem wirklichen Leben
    �� hoffe das wir diese Krise heil überstehen..
    Lg